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Biografiewerkstatt

zum Thema Migration und Flucht mit Jugendlichen und NS-Überlebenden
Eine Brücke zwischen den Generationen und Kulturen

Seit dem Zweiten Weltkrieg waren noch nie so viele Menschen auf der Flucht wie heute. Diese Situation wirft neue Fragen und Herausforderungen auf. Was bedeutet es, verfolgt zu sein und aus seinem Land fliehen zu müssen? Wie agieren rechte Parteien gegen die Geflüchteten? Mit welchen Vorurteilen und Schwierigkeiten werden sie in ihrer neuen Heimat konfrontiert? Wie überwindet man das Trauma der Verfolgung und findet den Weg in das weitere Leben? Was kann man aus der Geschichte der NS-Verfolgung lernen und welche Parallelen kann man in die heutige Zeit ziehen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Biografiewerkstatt.

Die Überlebenden stehen im Mittelpunkt des Projekts, doch für die Jugendlichen mit und ohne Fluchthintergrund geht es um mehr, als die Dokumentation der Überlebendenbiografien. Es entstehen auch kreative Texte, Gedichte, Bilder und Zeichnungen zu den Themen Flucht und Migration, die am Ende des Projekts in Form eines Sammelbandes veröffentlicht werden sollen.

Die Geschichte wiederholt sich nicht, sagen die Historiker, doch manche Ansichten und Vorurteile kehren immer wieder. Während die Shoah als eine singuläre Katastrophe und eine Mahnung an die kommenden Generationen in der Geschichte der Menschheit steht, gibt es auch in der heutigen Welt viele gefährlichen Tendenzen: ethnisch und religiös motivierte Gewalt, Verfolgung, Folter, Flucht.

Biografiewerkstatt

Im Rahmen des Projekts in den Jahren 2017 und 2018 führten die Jugendlichen mit Unterstützung der Journalistin Angelika Calmez Interviews mit den Überlebenden und erstellten daraus Biografien und kreative Texte, die in einem Sammelband veröffentlicht wurden.

Zwölf Schüler*innen führen Interviews mit den Überlebenden durch und rekonstruieren ihre Lebensgeschichten, dabei setzen sie einen besonderen Fokus auf die erlebten Fluchterfahrungen. Durch die Geschichten der Überlebenden lernen die SchülerInnen historische Themen kennen, die weit über den schulischen Lehrplan hinausgehen. Darunter der Holocaust in Osteuropa, die Blockade von Leningrad und die schwierige Aufarbeitung der NS-Geschichte im Nachkriegsdeutschland. Dabei wird auch die Geografie der NS-Verfolgung deutlich, die von Deutschland über Osteuropa bis nach China reichte.

Schüler*innen erhielten sie eine Einführung in die „Oral History“ als Methode der Geschichtswissenschaft, machten sich mit der Aufnahmetechnik vertraut und setzten sich mit der Kunst der Fragestellung auseinander.

Szenische Lesung

Unter Anleitung der Theaterpädagogin Patricia Langfeld erarbeiteten sie auf dieser Basis eine szenische Lesung, die im Juni 2018 in Köln und Bergheim aufgeführt wurde.

„Bitte nennen Sie jeweils eine Sache, die Sie von einem älteren und von einem jüngeren Menschen gelernt haben“, sagt die Moderatorin. Elena Strum lächelt: „Als ich klein war, haben die Erwachsenen mir gesagt, dass man nicht immer alles sagen darf. Nun habe ich von meinem Enkel gelernt, dass man immer alles sagen muss“.
So knapp und präzise resümiert die 94-Jährige eine der wichtigsten Lehren des 20. Jahrhunderts.
Aktion Mensch e.V.
Rosa-Luxemburg-Stiftung Nordrhein-Westfalen
LAG

Das Projekt wurde in Kooperation mit der Gesamtschule Bergheim durchgeführt und von der Aktion Mensch, der Dr. Franz Stüsser Stiftung, der Rosa Luxemburg Stiftung und der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultureller Zentren NRW e.V. gefördert.