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Interview mit dem anonymen Geflüchtete aus Herat (Afghanistan)

Von Ilka, Kübra, Yasmina, David und Pascal

Wie war dein Leben in Afghanistan vor deiner Flucht?

Ich komme aus einer großen Familie. Ich habe fünf Geschwister, viele Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten. Mein Vater ist Imam, das ist so etwas wie ein Pfarrer. Er ist für viele Menschen eine Autorität. Für mich war die strenge, religiöse Erziehung irgendwann zu viel. Ich habe mich nicht wohl gefühlt.

Bild: Eliecer Gallegos / Unsplash

Kannst Du das genauer erklären? Was war dir zu viel? 

Ich wurde gezwungen, zu beten und  wurde oft geschlagen. Mit 12 oder 13 habe ich gemerkt: Das bist nicht Du. Wenn ich gebetet habe, dann, weil ich einfach Angst vor meinem Vater hatte. Meine Geschwister haben immer gut mitgemacht und waren beliebter.

Wie ist deine Entscheidung zustande gekommen, zu fliehen? 

Als Jugendlicher kommt die Zeit, wo man der Stolz seines Vaters sein muss – ich war es nicht. Ich wäre nur der Stolz meines Vaters gewesen, wenn ich alles so gemacht hätte, wie er wollte.

Was hat Deine Mutter dazu gesagt? 

Als Frau hat man nicht viel zu sagen in Afghanistan. Ihr hat es natürlich leid getan, dass ich mir nicht selber aussuchen kann, was ich mache. Aber sie hatte keinen Einfluss, sie musste zuschauen.

Herat, Afghanistan. Bild: Jim Kelly / flickr / CC BY 2.0

Kannst Du erklären, wie das Verhältnis von Frauen und Männern hier in Deutschland ist – im Vergleich zu Afghanistan?

Hier werden Männer und Frauen größtenteils gleich behandelt und haben die gleichen Rechte. In Afghanistan haben nur Männer etwas zu sagen. Nicht weil sie schlauer sind – es ist einfach so. Die einzigen Menschen, die etwas wert sind, sind Männer. In unserer Familie durften die Töchter nicht Abitur machen, auch wenn sie das gewollt hätten. Nach der zehnten Klasse mussten sie zu Hause bleiben, heiraten und Kinder bekommen.

Bist du noch religiös?

Ich bete nicht mehr, aber ich glaube trotzdem an Gott. Ich glaube, dass der Koran von vielen falsch ausgelegt wir. Von vielen zu wörtlich, einige missachten aber auch einfach, was in dem Buch steht. Zum Beispiel, werden Frauen bei uns wie Tiere behandelt. Obwohl im Koran steht, dass Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer. Für mich müsste ein richtiger Muslim seine Frau so behandeln wie es im Koran steht. Im Koran steht auch, dass man nicht lästern soll, anderen Menschen nichts wegnehmen soll. Ich habe so viel Lästerei und Missgunst erlebt, unter sehr religiösen Menschen. Ob jemand ein guter Mensch ist, hat für mich nichts damit zu tun, ob er religiös ist oder nicht.

Wie erlebst Du Vorurteile und Rassismus in Deutschland? 

Leider habe ich das viel erlebt, das hätte ich nie gedacht. Zum Beispiel bin ich in die Bahn eingestiegen, habe mich irgendwo hingesetzt und die Person, die neben mir saß, ist direkt aufgestanden. Ich habe nicht gestunken, ich war nicht betrunken. So wie ich jetzt aussehe, habe ich jetzt ausgesehen.  Ich dachte: ,,Was soll das jetzt?!“ Der Mann stand 20 Minuten einfach da, weit entfernt und hat mich komisch angeschaut. Leider habe ich mich nicht getraut, ihn zu fragen, warum er sich weggesetzt hat, ich konnte damals noch nicht so gut Deutsch. Als ich ganz neu in Deutschland war, bin ich mit der S11 vom Hauptbahnhof nach Deutz gefahren. In der Bahn saß eine Frau mit einem kleinen Kind. Das Kind hat mich angelächelt, ich habe zurückgelächelt, wie man das so macht. Die Mutter sagte: ,,Warum lächelst du mein Kind an, wer bist du denn? “ Sie hat mich in der Bahn angeschrien. Ich konnte kein Wort sagen. Die anderen,  die das nicht mitbekommen haben, dachten wahrscheinlich, dass ich was Böses getan habe. Das waren Erlebnisse, die mir wirklich ans Herz gingen.

Was hattest du für ein Bild von Deutschland, als du hierhin gekommen bist? 

Dass es hier sehr viel toleranter ist als in Afghanistan. Das ist auch so, jedoch hab ich mehr Toleranz erwartet.

Wie oft hast Du Rassismus oder Ablehnung erlebt? 

Bestimmt mehr als zehn Mal.

Fühlst du dich hier sicher? 

Ja, auf jeden Fall. Und die meisten Menschen hier sind natürlich freundlich und tolerant.

Frauen in Burka mit ihren Kindern in Herat, Afghanistan. Bild: Marius Arnesen / flickr / CC BY-SA 2.0

Erzähl uns bitte von Deiner Flucht.

Die Flucht hat zwei Jahre gedauert bei mir. Beim ersten Versuch musste ich von Afghanistan nach Pakistan und von Pakistan nach Iran und von dort aus in die Türkei. Als ich versucht habe, von der Türkei nach Griechenland zu kommen, mit einem Schlauchboot, waren wir ungefähr 45 Leute. Dort wurden wir erwischt, in der Türkei war ich dann acht Monate lang in so einer Art Gefängnis. Nach acht Monaten wurde ich deportiert nach Afghanistan. Zwei Monate war ich dann bei meiner Schwester – dem einzigen Menschen aus meiner Familie, mit dem ich noch Kontakt habe, die zu mir hält. Dann bin ich wieder aufgebrochen. Ich bin in vielen Ländern auf der Flucht für ein paar Wochen geblieben, um Geld für die Weiterreise zu verdienen.

Das heißt, Du hattest keine Ersparnisse? 

Beim ersten Mal hatte ich ein bisschen. Meine Schwester hat mir für den zweiten Versuch auch etwas Geld gegeben.

Seid ihr bei der ersten Flucht auf dem Mittelmeer von der Polizei aufgegriffen worden? 

Ja, das war die griechische Polizei, wir waren sehr nah an einer Insel. Sie haben uns sehr schlecht behandelt. Sie haben uns unsere Handys weggenommen und alle Wertsachen, die wir in unseren Rucksäcken hatten. Wir haben nichts zum Essen und Trinken bekommen, die Männer wurden geschlagen, wenn sie fragten, warum macht ihr das mit uns, unser Kind braucht Wasser. Unser Schlauchboot haben sie abgeschleppt. Und dann haben die uns auf dem Mittelmeer abgekoppelt und allein gelassen. Einer aus der Gruppe hatte sein Handy versteckt und hat die türkische Polizei benachrichtigt.  Die haben uns gerettet und zurück in die Türkei gebracht.

Dort warst Du in einem Lager.

Dass wir nicht verlassen durften. Das war die schlimmste Zeit. Nach fünf Monaten wurde ich brutal zusammengeschlagen, hatte meine Nase gebrochen und Kopfverletzungen. Ich war 16 und einer de jüngsten im Lager. Ich lag zwei Wochen im Bett mit den Verletzungen, ohne Arzt. In Deutschland wurde meine Nase operiert, ich kann jetzt wieder besser atmen (lacht).

Und da warst Du insgesamt wie lange?

8 Monate im Gefängnis, die Räume hatten kein  Tageslicht.

Hattest Du das Recht, jemanden anzurufen?

Theoretisch, wenn ich Geld gehabt hätte. Aber ich hatte nichts, nachdem die griechische Küstenwache uns alles genommen hatte. In Afghanistan wusste niemand, was mit mir los ist. Erst, als ich nach acht Monaten zu meiner Schwester gekommen bin.

Wie lief dann die zweite Flucht ab?

Beim zweiten Mal wusste ich, dass die Schlepper fast immer lügen – und dass es sehr gefährlich ist. Zum Beispiel wurde mir beim ersten Mal gesagt, dass der Weg von Afghanistan in den Iran vier Tage dauern würde, ich mit dem Auto gefahren würde und zu Essen und Trinken bekäme. Ich war dann 45 Tage unterwegs, habe sehr oft nichts zu essen und zu trinken bekommen, wurde tagelang mit anderen Flüchtlingen in einen Kofferraum gestopft und wäre fast gestorben. Einmal saßen wir mit 40 Leuten auf einem Anhänger, der hinten offen war, und da ist in der Steppe jemand runtergefallen – wir haben gerufen, aber der Fahrer hat nicht gehalten.  An der Grenze zu Pakistan wurden wir von Taliban kontrolliert. Die Flüchtlinge von der Volksgruppe der Hazara, die asiatisch aussehen, durften nicht weiter – die Taliban hassen sie. Keine Ahnung, was mit denen passiert ist.

Flüchtlinge auf einem Boot, das das Mittelmeer überquert, von der türkischen Küste zur nordöstlichen griechischen Insel Lesbos, 2016. Bild: Mstyslav Chernov/Unframe / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0

Was hast du bei der zweiten Flucht anders gemacht?

Ich habe zum Beispiel zu trinken und essen mitgenommen und damit gerechnet, okay ich 50 Tage unterwegs sein werde, um nach Iran zu kommen. Ich habe keinem vertraut, der gesagt hat: „Ich werde auf Dich aufpassen.“  Leider habe ich das Vertrauen in Menschen etwas verloren, weil ich einige Male fast gestorben wäre.

Wann hattest du die größte Angst, dass Du nicht überlebst?

Viele hatten Angst vor dem Meer, da sie nicht schwimmen konnten. Ich selbst kann auch nicht schwimmen. Aber es hat mir nicht so große Angst gemacht. Im Wasser zu ertrinken, ist meiner Meinung nach nicht so schlimm. Der Weg von Afghanistan nach Iran, ist für mich das aller schlimmste gewesen. Ich war da mit sechs Leuten im Kofferraum für vier Stunden. Das heißt da war ich wirklich kurz davor zu sterben und das Auto ist in der Wüste gefahren und da kam viel Sand und man konnte überhaupt nicht atmen. Beim zweiten Versuch wusste ich: Ok, du kannst sterben, aber es gibt keine Alternative.

Und wie war die zweite Überfahrt übers Mittelmeer?

Es war viel besser, weil ich eben wusste was auf mich zukommt. Beim ersten Mal wurde mir erzählt, du wirst mit einem Auto von Istanbul nach Izmir gefahren und dann kommt ein super Titanic-Schiff und ihr werdet einfach rübergebracht. Das war natürlich nicht der Fall. Wir waren zwölf Stunden in einem Lieferwagen mit 48 Leuten. Kinder haben geschrien, Frauen waren bewusstlos, weil sie Angst hatten. Es war heiß, es war schrecklich und dann kamen wir in einem Wald an, wo wir nochmal 3 Stunden lang laufen mussten bis zum Wasser.  Bis wir am Meer ankamen, wo uns ein Schlauchbot erwartete, wo man in Deutschland zwei Leute reinsetzen und bisschen chillen würde. Wir waren 48. Beim zweiten Mal wusste ich, okay das ist alles eine Lüge, aber der Schlepper war ein bisschen menschlicher, das Boot war besser, wir haben es geschafft.

Und wie ging es dann weiter von Griechenland aus?

Ich musste lange in dem Lager bleiben, weil ich noch nicht volljährig war. Irgendwann habe  eine afghanische Familie gefunden die sich bereit erklärt hat, den Behörden zu sagen, dass sie mich mitnimmt. Es ging nur darum, dass ich da raus komme – ich habe mich dann sofort von der Familie getrennt. Es ging dann von Mazedonien nach Slowenien, Ungarn und Österreich nach Deutschland. In Köln angekommen stand ich am 7. Oktober 2015 auf irgendeiner Polizeiwache. Die haben erstmal auf Deutsch miteinander gesprochen, gelacht, dann hat einer auf Englisch gefragt, wie alt ich bin und ich hab gesagt ich bin 17. Dann hat einer zu dem anderen gesagt: sieht er wie 17 aus, der Opa? Ich hatte einen Bart und sah bestimmt älter aus, aber ich fand das trotzdem nicht in Ordnung. Dann haben die zu mir gesagt, ich müsste nach Dortmund. Haben mir ein Papier mit einer Adresse gegeben, da bin ich dann hin. Von Dortmund wurde ich nach Kalkar transportiert, von Kalkar nach Bielefeld, von Bielefeld nach Gütersloh, von Gütersloh nach Schöppingen und von dort nach Köln. Das war ein Zufall, weil ich mit einer kurdischen Familie zusammen war, die ein kleines Kind hatte. Ich habe auf das Kind aufgepasst und die Menschen aus dem Flüchtlingsheim sind davon ausgegangen, dass ich zu der Familie gehöre und haben mich mit der Familie nach Köln geschickt. Hier habe ich ein halbes Jahr in einem Flüchtlingswohnheim gelebt, inzwischen habe ich eine kleine Wohnung.

Was machst du gerade? 

Im Moment gehe ich in eine Abendschule in Köln wo Flüchtlinge und deutsche ihr Abitur nachholen können. Im Jahr 2020 werde ich meinen Realschulabschluss haben.

Hattest du den Plan, nach Deutschland zu kommen? 

Nein, das war völlig offen. Mein Lieblingsland war die USA. Denn die Amerikaner sind die einzigen blonden Menschen die ich in Afghanistan gesehen habe. Ich habe die Soldaten dort alle für Amerikaner gehalten.

 Weißt du schon, was Du nach deinem Abschluss vorhast?

Ich will Medizin studieren. Meine Schwester, die 26 ist, ist Frauenärztin in Afghanistan, arbeitet aber im Moment nicht, weil sie 3 Kinder bekommen hat. In Deutschland ist man mit 26 gerade erst erwachsen! Viele glauben nicht, dass ich es schaffen kann, hier Arzt zu werden. Wir werden sehen.

Kennst du das Wort Holocaust?

Das Wort kenne ich nicht, aber über den Zweiten Weltkrieg hab ich mal in der Schule in Afghanistan gehört. Hitler wird in der afghanischen Schulbildung als Held dargestellt. Juden sind die Feinde der Muslime gewesen. Und Afghanistan ist ein sehr muslimisches Land, für die war das heldenhaft, dass Hitler die Juden ermordet hat. Ich wusste schon als Schüler: wenn er so ein toller Mensch wäre, dann hätte er das niemals gemacht. Denn es ist falsch, Menschen ermorden zu lassen. So, wie es falsch ist, dass Frauen keine Rechte haben. Das durfte ich aber nie dem Lehrer sagen, denn ich hätte dafür verprügelt werden können. Ich wurde sehr oft von meinen Lehrern geschlagen, vor allem von meinem Chemielehrer, der war ein richtiger Unmensch.

Was war dein Bild von Deutschland, bevor Du kamst?

Ich wusste absolut nichts von Deutschland.

Was denkst du jetzt von Deutschland?

 Ich habe die Menschen anfangs als sehr distanziert wahrgenommen. Man wird nie angesprochen. Das ist das Gegenteil in unserem Land. Auf der Straße wird man von 100 Leuten angesprochen: Wo kommst du her, wie viele Geschwister, was machst du? Wenn ein Nachbar neu einzieht dann weiß man nach 2 Tagen wer er ist, was er macht, wie viele Geschwister er hat wie viele Frauen er gehabt hat, ob er Menschen umgebracht hat, ob er betet. Inzwischen gefällt mir diese Distanz, auch wenn die Leute manchmal kühl sind. Ich sage heute: Deutschland ist das schönste Land.

Obwohl Rassismus erfahren hast?

Ja, ich würde immer sagen, dass ist ein wundervolles Land und ich bin sehr froh dass ich hier gelandet bin und nicht in Amerika.

 

Wie sieht denn dein Freundeskreis hier aus, hast Du auch Freunde die aus Afghanistan kommen?

Die meisten Freunde sind Deutsche.

Was machst Du, wenn Du nicht lernst?

Ich gehe gern schwimmen, das habe ich hier gelernt. Ansonsten manchmal einen Kaffee trinken, Freunde treffen. Freizeit habe ich a er nicht viel. Ich habe jeden Tag von 12 bis 20 Uhr Schule. Zur Schule zu gehen ist für mich ein Hobby, es macht mir Spaß. In Afghanistan habe ich die Schule gehasst, jetzt liebe ich die Schule.

Wie sah das mit der Sprache aus, also Deutsch zu lernen. Ging das schnell?

Nein. Am Anfang habe ich gedacht, was ist das denn für eine Sprache, die lerne ich nie. Sie klang so hart und irgendwie aggressiv! Heute finde ich Deutsch schön.

Was wünscht du dir noch für Deutschland in der Zukunft?

Es ist alles super und es könnte sich nichts verbessern. Ich würde gern wieder meine Familie sehen – das heißt, meine Schwestern, meine Mutter und meine Tante, mein Bruder und mein Vater können in Afghanistan bleiben. Meine kleine Schwester habe ich zum letzten Mal vor sechs Jahren gesehen, da war sie acht. Jetzt ist sie 14 – und damit bei uns in Herat eine Frau.

Flashmob gegen Männergewalt, Köln. Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 / Wikimedia Commons

Du hast ja gerade eben davon gesprochen, dass die deutsche Sprache so hart klingt. Hast Du denn noch weitere typische Eindrücke gewonnen? 

Jemandem etwas direkt ins Gesicht zu sagen, das finde ich Deutsch. „Warum machst du das?“, zum Beispiel. Bei uns ist es immer Schauspielerei. Egal, wie sehr ich eine Person hasse, bin ich superfreundlich in Afghanistan. Diese direkte Art kommt am Anfang frech und unfreundlich rüber, aber nach einer gewissen Zeit kann man verstehen, warum es so ist. Ich finde es inzwischen gut, direkter zu sein. Es ist ehrlicher.

Danke für das Gespräch!

Ich habe auch noch eine Frage an Euch: Wie geht ihr damit um, wenn ihr unterwegs seid und da sind Flüchtlinge in der Bahn und andere Leute setzen sich weg von denen?

Franzi: Also ich fahre morgens auch mit der Bahn zur Schule, ich erlebe oft, dass Leute dann eben aufstehen und sich wegsetzen – und ich setz mich dann eben oft neben die Flüchtlinge. Wenn mich jemand blöd in der Bahn anmacht, ist mir egal, ob der Deutscher ist oder Ausländer. Wenn Leute einen Flüchtling blöd anmachen, dann habe ich die auch schonmal gefragt,  was das soll, das ich das respektlos finde.

Geflüchtete: Hättet ihr Angst, auf eine Party von Geflüchteten zu gehen?

Lars: Also ich würde mir auch gar keine Gedanken machen, was das für Leute sind, weil die ja alle nur eine coole Zeit haben wollen zusammen.

Pascal: Ich mache mir gar keinen Kopf, ich würde mit denen auch einen trinken natürlich.

— Geflüchtete: Ich könnte es schon verstehen, wenn ihr misstrauisch seid, weil ja auch einiges passiert ist in den vergangenen Jahren. Aber es wird leider auch oft in den Medien berichtet, wenn eine Straftat begangen wurde: Der kam aus Irak oder Afghanistan. Der kam aus Deutschland, hört man selten. So entsteht ein falsches Bild von den Geflüchteten hier.

Es gab da ja die Kölner Silvesternacht die stark dazu beigetragen hat, dass aus der Willkommenskultur, wo sehr viele Menschen sehr offen waren, Ängste entstanden sind. Wie hast du dich damals als Flüchtling gefühlt?

Ich habe mich geschämt. Ich habe mich geschämt, weil diese Leute so viel kaputt gemacht haben. Das war eine große Schande. Ich hätte wahrscheinlich viel härter reagiert als die deutsche Regierung.

 Viele junge Männer trinken hier das erste Mal Alkohol, sehen Frauen im Mini-Rock. Ist das ein Problem?

Meiner Meinung nach würden Menschen, die eine Frau vergewaltigen, eine Frau auch vergewaltigen, die in einer Burka rum läuft. Menschen, die so sind, sind innerlich an sich schlimm. Was da in der Silvesternacht abging, das war ein schweres Verbrechen, das hart bestraft werden muss.

Glaubst du, dass junge Geflüchtete spezielle Kurse brauchen, zum Beispiel, wie man mit Frauen umgeht?

Auf jeden Fall. Es ist so, als wenn man einen Vogel aus dem Käfig frei lassen würde, mit den jungen Männern, die kommen. Dieser Vogel weiß überhaupt nicht, wo es hingehen soll. Der Vogel braucht eine Anleitung.

Denken wir zum Beispiel an das Thema Homosexualität, Homosexuelle werden in Afghanistan extrem gehasst. Die Geflüchteten brauchen eine klare Information, das ist n Deutschland so normal wie ein Mann und eine Frau – ich habe Deutsche Freunde, die sind homosexuell, und die sind wunderbare Menschen und wenn ich dann von Leuten aus meinem Heimatland höre, das sind schlechte Menschen, dann schäme ich mich auch dafür.

Von Ilka, Kübra, Yasmina, David und Pascal