— Nach ihrer Ankunft schliefen meine Eltern auf der Straße. Ich war klein, ich habe wenige Erinnerungen daran. Meine Eltern sprachen kein Bengalisch. Sie hatten keine Arbeit, keine Staatsangehörigkeit. Ich durfte nicht zur Schule gehen. Erst als wir in ein Camp kamen, lernte ich die bengalischen Buchstaben.
Meinen Eltern ging es nicht gut. Die Bevölkerung in Bangladesch betrachtete sie als eine Last, machte ihnen Probleme. Meine Eltern fanden keine Arbeit. […] Erst mit neun oder zehn Jahren verstand ich nach und nach unsere Situation. Ich fragte meine Mutter und meinen Vater, warum wir so arm und erbärmlich lebten. Warum hatten wir nicht dieselben Rechte wie die anderen Kinder und erwachsenen Menschen in Bangladesch? Meine Eltern erklärten mir, dass wir aus einem anderen Land gekommen waren. Dass wir dort keine Staatsbürgerschaft gehabt hatten. Und hier, in Bangladesch, hatten wir auch keine. […]
— Du sagst, dass du in Bangladesch diskriminiert wurdest, wie eine Last wahrgenommen. Wie definierst du „zu Hause“, sich sicher, sich wohl fühlen? Du hast so oft den Ort gewechselt. Wo fühlst du dich sicher oder zu Hause?
— Auf der Reise meines Lebens, von meiner frühesten Kindheit bis heute, habe ich keine Rechte gehabt. Aber hier habe ich die meisten Rechte, die Menschen normalerweise bekommen. Deshalb fühle ich mich in Deutschland sicher und zufrieden. Meine Mutter weiß, dass ich in Deutschland bin, und sie ist froh, dass ihr Sohn an einem guten Ort ist, wo er die normalen Rechte bekommt.
— Möchtest du deine Familie nach Deutschland holen?
— Wenn ich die Gelegenheit hätte, würde ich sie gerne herholen. Aber zuerst muss ich besser leben, eine Arbeit machen. Dann würde ich es versuchen, weil die Bedingungen für sie in Bangladesch nicht gut sind.
— Was denkst du über die aktuelle Lage der Rohingya in Myanmar?
— Für meine Familie und mich ist Myanmar immer noch unser Heimatland. Wir möchten gerne dorthin zurückkehren. Ich habe gehört, Myanmar würde einige Rohingya zurücknehmen, und sie würden Camps errichten. Ich glaube, die Regierung und das Militär von Myanmar denken, dass das Land, das Öl zu ihnen gehört, aber nicht die Menschen, die dort leben. Diese kamen vor hunderten Jahren aus Bangladesch und sind immer noch nicht in Myanmar anerkannt. Wenn die Regierung von Myanmar uns normale Rechte, die Staatsbürgerschaft gibt, können wir hoffentlich nach Myanmar zurück. Aber die meisten Rohingya sind Muslime, und das Militär will den Muslimen nicht gestatten, dort ihr Leben zu verbringen. Sie wollen, dass nur Buddhisten dort leben.
— Hast du einen Traum? Was möchtest du in der Zukunft machen?
— Ich träume davon, eine Ausbildung als Elektriker zu machen. Gerade mache ich drei Tage die Woche ein Praktikum, und zwei Tage gehe ich zur Schule. Abends mache ich einen Minijob. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg. Den möchte ich weiter gehen.